Alice hinter den Bildschirmen

theatrales Theaterprojekt

Mit der Zunahme gesellschaftlicher und politischer Spannungen sowie dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie veränderte sich die Lebenswirklichkeit vieler Menschen über die letzten Monate und Jahre – gewohnte Sicherheiten und Alltagsmechanismen scheinen plötzlich verloren und hinterließen Leerstellen, die von manchen nun mit kritischen Fragen und oft einfachen Antworten gefüllt werden. Fließend sind dabei die Grenzen zwischen differenzierter Kritik, polemischer Meinungsäußerung und den ganz großen Welterklärungsversuchen – sogenannten Verschwörungsmythen.

Die Corona-Pandemie ließ solche Verschwörungsmythen oder -erzählungen in unserer Gesellschaft präsenter werden. Auf sozialen Netzwerken wie Facebook und Telegram bilden sich Gruppen, in denen sich »alternative Fakten« verbreiten. Aber was genau wird dort erzählt? Welche Geschichten und welche Geschichte? Wer erzählt sie wem und wer hat eigentlich etwas davon?
Ausgehend von diesen Fragen begannen wir 2020 das Forschungsprojekt »Wach endlich auf!« auf Facebook. Unter den Voraussetzungen der Pandemie wagten wir den Versuch, die Methode des Unsichtbaren Theaters aus dem sozial-politischen Theater nach Augusto Boal auf den virtuellen Raum zu übersetzen. Wir sammelten echte Stimmen aus dem Internet, forderten sie heraus und traten mit ihnen in Dialog. Und wir wollten herausfinden, wie unser Zusammenleben weiterhin gelingen kann. Wie diskutieren wir noch, wenn Wahrheit zu etwas wird, das wir uns entsprechend unserer Meinung aussuchen? (Wie) kann die Etablierung abgeschlossener Gruppen verhindert werden, die sich abseits eines öffentlichen Diskurses radikalisieren? Welchen Stellenwert haben Meinungen und Fakten, wenn es um Kritik an Wissenschaft und Politik geht? Inwiefern lassen einschlägige Diskussionen fehlendes Vertrauen der Beteiligten in gesellschaftliche Strukturen erkennen? Und gibt es überhaupt noch die Möglichkeit der Begegnung zwischen Menschen mit anscheinend unterschiedlichen Wahrnehmungen von Wirklichkeit?

Die Texte, die dabei in Form von Kommentargesprächen entstanden, aber auch weitere Posts von Akteur:innen der Gruppen, in denen wir uns bewegten, brachten wir aus der virtuellen Welt auf die physische Bühne. Mithilfe der Methode des Zeitungstheaters entstand »Alice hinter den Bildschirmen - Eine szenische Lesung«. Gemeinsam mit Alice begeben wir uns auf eine Reise in die Vielfalt und Verwirrung sozialer Medien und laden dazu ein, die Dynamiken, Gefahren und Handlungsmöglichkeiten, die dort auf uns warten, zu betrachten und zu diskutieren.

Unsichtbares Theater

Unsichtbares Theater lässt sich ursprünglich als eine Form des Straßentheaters bezeichnen. Während beim Straßentheater das Geschehen meist offensichtlich als Schauspiel gekennzeichnet ist und darüber hinaus eine Trennung zwischen Schauspielenden und Passanten stattfindet, bleibt das Unsichtbare Theater für die Öffentlichkeit unerkannt und löst die Grenzen zwischen Schauspielenden und Passanten auf: Die Öffentlichkeit wird Teil der geplanten Inszenierung, ohne zu erfahren, dass eigentlich gespielt wird.

In Kooperation mit

Forumtheater Leipzig

Förderer

Das Projekt wurde unter dem Titel »Wach endlich auf!« mit freundlicher Unterstützung von Fonds Soziokultur im Programm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) »NEUSTART KULTUR« realisiert.

Projektzeitraum 1. bis 30. November 2021

Hier findest du uns!

Soziokulturelles Zentrum
"Die VILLA"

Lessingstr. 7, 04109 Leipzig
Makerspace Leipzig
Lindenthaler Straße 61-65
Haus der Begegnung
Zschochersche Straße 32
KOMM-Haus
Selliner Straße 17